Das Jahr 1861

schreibmanufaktur

4/1/2023
Geburtsjahr von Friedrich Gustav Ferdinand Walter, dem Vater von Ludwig und Marie, Kaufmann, Tuchhändler, Hotelier. 1861 ist auch der Erfinder des Kaugummis geboren und der Namensgeber der Schrebergärten gestorben. Es ist das Jahr, in dem der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach und Ontago-Goldrausch-Glücksritter aus aller Welt nach Neuseeland zog.

1861 – ein abenteuerliches Jahr

In meinen letzten Beiträgen zur Recherche über „die Väter der Kriegskinder“ haben wir einen Blick auf das Jahr 1843 und seine spannenden Ereignisse (wie die Erfindung des Würfelzuckers) geworfen und bei der Gelegenheit auch Elisabethe Johannette, die Großmutter von Marie und Ludwig, näher kennengelernt. 1851 begegneten wir Friedrich Wilhelm, in späteren Jahren Maries Schwiegervater, der zur Zeit der ersten Weltausstellung, die im legendären Crystal Palace in London gezeigt wurde, das Licht der Welt erblickte.

In diesem Beitrag reisen wir nun ins Jahr 1861, das Geburtsjahr von Friedrich Gustav Ferdinand Walter, Maries Vater. Ein wahrlich abenteuerliches Jahr!

Bürgerkrieg in Amerika

Als Friedrich Gustav Ferdinand Walter am 13. Oktober zur Welt kam, tobte in Amerika der Sezessionskrieg.

Begonnen hatte er mit der Beschießung Fort Sumters durch die Konföderierten am 12. April, ausgelöst worden war er u.a. durch Konflikte hinsichtlich der Sklavenhaltung. Deren Abschaffung forderten die Nordstaaten, während die Südstaaten ihre Beibehaltung als unverzichtbar betrachteten. Der Krieg endete mit der Kapitulation der letzten konföderierten Truppen am 23. Juni 1865 und ging als die verlustreichste Auseinandersetzung auf dem Boden der USA in die Geschichte ein. In keinem anderen Krieg mit amerikanischer Beteiligung starben bis jetzt mehr Amerikaner als in diesem. Später bestritten die Kriegsparteien übrigens, dass die Uneinigkeit hinsichtlich der Sklaverei zum Bürgerkrieg geführt hatte. Den Südstaaten ging es nach deren Geschichtsverständnis um die Verteidigung der Rechte des Einzelstaates. Was oder wer auch immer diesen brutalen Krieg letztlich verursacht hatte - am Ende wurde die Sklaverei endgültig abgeschafft und Amerika trat seinen unaufhaltsamen Aufstieg zur Großmacht an.

Etliche Roman- und Filmhelden liebten und litten mal mit dem Süden, mal für den Norden. Wie zum Beispiel Vivien Leigh als Scarlett O’Hara in „Vom Winde verweht“ (1939) oder Jude Law als W. P. Inman in „Unterwegs nach Cold Mountain“ (2003).

Und natürlich zog der Bürgerkrieg zahlreiche Abenteurer und Geschäftemacher an, die sich die eine oder andere goldene Nase verdienten.

Goldrausch in Neuseeland

Auf goldene Nasen in Gestalt von Nuggets spekulierten auch diejenigen, die sich mit dem Goldfieber des 19. Jahrhunderts infizierten. Unzählige machten sich damals auf den Weg, getrieben von der Hoffnung schnell reich zu werden. Im Jahr 1861 war ihr Ziel Otago in Neuseeland. Dort hatte der Goldsucher Thomas Gabriel Read nach zuvor eher mäßigen Erfolgen in Kalifornien und Victoria (Australien) innerhalb von vierzehn Tagen über drei Kilogramm Gold gefunden, was sich natürlich in Windeseile herumsprach. Die Nachricht ließ sich auch nicht von Ozeanen aufhalten und verbreitete sich rund um den Globus. Selbst im fernen Köln sorgten die Zeitungen für einen nicht enden wollenden Strom an Glücksrittern. Waren es anfangs noch eher kurze Hinweise, wurden diese im Lauf der Zeit immer verheißungsvoller. So schrieb beispielsweise die Kölnische Zeitung am Sonntag, 19. April 1863:

(Quelle: Universitäts- und Landesbibliothek der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn / Zeitungsportal der Deutschen Digitalen Bibliothek)

Der Otago-Goldrausch führte zeitweise über tausend Goldsucher täglich in die Region und innerhalb eines Jahres stieg die Einwohnerzahl rund um das erste Goldfeld von 1 (Thomas Gabriel Read) auf 11.500.

Binnen kurzer Zeit änderten sich auch Abbau-Technik und -Methode. Wo Thomas Gabriel Read zunächst noch mit Spaten, Schüssel und einem Fleischermesser die ersten Unzen ausgebuddelt hatte, entwickelte sich eine regelrechte Industrie, die Bergarbeiter aus Australien, Europa, Kalifornien, Nordamerika und ab 1866 aus China anzog. Sie alle verband der Traum von Reichtum, der sich wohl nur für die wenigsten erfüllte. Sie lebten und arbeiteten unter härtesten Bedingungen, begegneten einander voller Feindseligkeit und kapitulierten letztlich vor denen, die alles Land aufkauften. Goldabbau und Goldwäsche fand nun mit eigens entwickelten riesigen Schwimmbaggern statt.

Und wer nicht als Bergarbeiter der großen Firmen, die 1869 die Kontrolle übernommen hatten, beschäftigt wurde, der zog weiter. Weiter auf der Suche nach dem großen Glück.

Derweil in Preußen und Hessen

Während in Amerika gekämpft und in Neuseeland nach Gold gesucht wurde, ging in Preußen die Königswürde nach dem Tod Friedrich Wilhelm IV. an seinen Bruder Wilhelm I. über. Dieser war der Ansicht, die Übertragung der Herrscherrechte müsse mit einer ordnungsgemäßen Huldigung einhergehen, was jedoch nach der Revolution 1848/1849, die zu einer konstitutionellen Monarchie geführt hatte, nicht mehr der Verfassung entsprach.

Und so krönte sich der frischgebackene König am 18. Oktober 1861 in einer von ihm inszenierten, prachtvollen und selbst finanzierten Krönungsversammlung in Königsberg, bei der er sich die extra angefertigte Krone eigenhändig aufs Haupt setzte, eben selbst. Zehn Jahre später erlangte er übrigens die Kaiserkrone.

Gänzlich unbeeindruckt von königlichen Bedürfnissen gründete Rudolf Virchow, Begründer der modernen Sozialhygiene, derweil die liberale „Deutsche Fortschrittspartei“. Ziele waren unter anderem eine rechtsstaatliche Reform mit unabhängigen Richtern, die Stärkung kommunaler Selbstverwaltungen und die Trennung von Kirche und Staat. Das Programm fand Anklang - sie wurde im Dezember stärkste Fraktion im preußischen Abgeordnetenhaus.

Fernab der Politik entwickelte der Erfinder Philipp Reis im hessischen Friedrichsdorf (Hochtaunuskreis) das erste funktionierende Gerät zur Tonübertragung per elektrischer Leitungen und galt seither als zentraler Wegbereiter des Telefons.

1861 und die Prominenz

1861 war nicht nur das Geburtsjahr unseres Friedrich Gustav Ferdinand Walter. Ein Blick in die Geschichtsbücher verrät uns, dass mit ihm noch andere sehr interessante Menschen zur Welt kamen, z.B.

  • Lou Andreas-Salomé, Psychoanalytikerin und Schriftstellerin
    von Rilke überschwänglich verehrt, von Sigmund Freud tief beeindruckt, in weiten Kreisen der Berliner Gesellschaft bestens bekannt und nicht nur mit Gerhart Hauptmann und Maximilian Harden eng befreundet
  • Rudolf Steiner, Begründer der anthroposophischen Weltanschauung und der Waldorfpädagogik
  • Nelly Melba, Opernsängerin, als „australische Nachtigal“ gefeiert auf allen großen Opernbühnen der Welt
    und Namensgeberin für das berühmte Dessert „Pfirsich Melba“, das der nicht weniger berühmte Küchenchef des Londoner Savoy Hotel Auguste Escoffier nach der Premiere der Oper Lohengrin 1892 für sie kreierte
  • Albert Boehringer, Gründer des späteren Weltkonzerns „Boehringer Ingelheim“
  • Robert Bosch, Industrieller und Gründer der heutigen „Robert Bosch GmbH“
  • Fridtjof Nansen, Zoologe, Polarforscher und Entdecker, Staatsmann und Träger des Friedensnobelpreises 1922
  • William Wrigley, Erfinder des Kaugummi

Getrauert wurde in diesem Jahr unter anderem um

  • Lola Montez, Tänzerin
    und Geliebte König Ludwigs I. von Bayern, der ihretwegen 1848 abdanken musste. Ihr skandalöses Leben hatte bereits zwei Jahre vorher Opfer gekostet – da verlor ihr Liebhaber im Duell sein Leben – und bis zu ihrem Tod für zahlreiche weitere Eklats und eine Fülle an Theater- und Revuestoff gesorgt
  • Elisha Graves Otis, Mechaniker und Erfinder einer neuartigen Absturzsicherung für Aufzüge
  • Johann Philipp Abresch, Kaufmann und „Erfinder“ der Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold
  • Daniel Gottlob Moritz Schreber, Arzt, Hochschullehrer, Verfasser zahlreicher Erziehungsbücher
    und uns vor allem bekannt als Namensgeber für die nach seinem Tod erstmals von Ernst Innozenz Hauschild gegründeten „Schrebergärten“

Und Friedrich Gustav Ferdinand Walter?

Friedrich Gustav Ferdinand Walter wurde am 13. Oktober 1861 in Offenbach geboren. Er ergriff den Beruf des Kaufmanns, wie auch bereits Vater und Bruder, und betrieb gemeinsam mit ihnen das angesehene Familienunternehmen, eine „Manufakturwaarenhandlung und Bettfedernlager“. 1890 heiratete er in Darmstadt seine Frau Pauline, Tochter von Elisabethe Johannette und eröffnete 1901 eine „Waarenagentur“. Sein Geschäft war fortan der Handel mit englischen Stoffen, weswegen er entsprechend viel unterwegs war. Des Reisens überdrüssig wurde er 1905 zunächst Gastwirt bevor er dann das Hotel „Prinz Heinrich“ gründete. Er starb 1924 und hinterließ das Hotel seiner Frau Pauline.

Wie sich Pauline als Hotelbesitzerin machte und wer Pauline eigentlich war, dazu ein anderes Mal mehr…

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