25. August: Küsst-und-versöhnt-Euch-Tag

schreibmanufaktur

27/9/2022
Jede Beziehung erlebt ihre Höhen und Tiefen. Auf den Flug zu Wolke 7 folgen irgendwann Ärger, Verdruss und ein donnerndes Gewitter. Eine liebevolle Versöhnung sorgt für die Rückkehr von eitel Sonnenschein. Vielleicht sogar am 25. August, dem Küsst-und-versöhnt-Euch-Tag.

Erste Liebe und große Dramen

Auch Ilse aus „Sei tapfer im Leben. Die Spuren der Kriegskinder“ erlebt mit ihrer ersten Liebe Fred so manches Drama. Die beiden lernen sich als Teenager in der Nachkriegszeit bei der Evangelischen Jugend kennen und verbringen viele unbeschwerte Stunden miteinander. Man geht tanzen, macht Ausflüge in die Pfalz, lacht, flirtet, verliebt sich. Noch nicht einmal volljährig wird Ilse zum Entsetzen ihrer Eltern schwanger, die beiden müssen heiraten. Wegen der überall herrschenden Wohnungsnot ziehen sie zunächst in Ilses Zimmer in der elterlichen Wohnung.

Die wachsende Erkenntnis, dass sich ihre bisherigen Wünsche und Träume mit der Verantwortung für ein ungeplantes Baby kaum vereinbaren lassen, die räumliche Enge und ihre Unerfahrenheit führen zu großen Spannungen, die sich bald in einem heftigen nächtlichen Gewitter, das auch Hedwig und Wilhelm – Ilses Eltern – nicht verborgen bleibt, entladen. Der Versuch, den beiden Streithähnen am kommenden Morgen ins Gewissen zur reden, missglückt:

»Jetzt tu nicht so. Ich mache in deinen Augen ohnehin alles falsch. Ich kleide mich falsch, ich benehme mich falsch, dass ich arbeite, ist falsch, ich kann dies nicht und jenes nicht, ich habe mir den falschen Mann ausgesucht. Immer das Gleiche. Und letzte Nacht? Dir ist egal, warum wir wütend aufeinander waren. Für dich zählt nur meine mangelnde Zurückhaltung. Jawohl! Du kritisierst, dass ich laut wurde. Denn laut werden, das gehört sich nicht. Stimmt’s?« Energisch wischte sie die Hand ihrer Mutter weg. »Lass mich vorbei, ich muss los.«
Hedwig trat überrumpelt zur Seite und schaute ihrer Tochter nach, die sich ohne ein weiteres Wort Handtasche und Schlüssel schnappte und zur Tür hinauseilte. Einen Augenblick nach Luft ringend wandte sie sich zur Küche. Das hässliche Poltern eines ruckartig zurückgeschobenen Stuhls unterbrach die kurze Stille. Mit grimmigem Gesichtsausdruck kam ihr Fred entgegen und verließ grußlos die Wohnung.
»Fred ist mir entgegengekommen. Er hat nicht einmal ›Guten Morgen‹ gesagt.«
Wilhelm winkte ab.
»Hast du mit ihm geredet?«, hakte Hedwig nach.
»Ich habe es versucht. Sinnlos.«
»Ja, was hast du denn gesagt?«
»Na, ich habe ihm ins Gewissen geredet. Dass er nicht dauernd ausgehen soll, sich um Ilse kümmern muss, dass er bald eine noch größere Verantwortung trägt, dass er nicht so herumschreien kann. All dies eben.«
»Und er?«
»Er meinte, dass ich mich aus seinen Angelegenheiten heraushalten soll. […]
Hedwig löffelte sich Zucker in ihren Tee und rührte heftig. »Mit Ilse lief es leider nicht besser. Ich bin überhaupt nicht zu Wort gekommen. Sie hat mir unterstellt, ich würde lauschen und behaupten, sie könne nie etwas richtig machen. Wie kommt sie nur auf solchen Unsinn? Ich habe sie nie zuvor so schnippisch erlebt, Wilhelm.«
»Pah, das ist der schlechte Einfluss von diesem Fred. Ich sage dir, das nimmt ein böses Ende.« […]

Auf Regen folgt Sonnenschein

Ilse und Fred wollen den Streit der letzten Nacht begraben und verabreden sich für den Abend zu einem Versöhnungstreffen im nahegelegenen Gartenlokal:

Etwas unschlüssig standen sie sich gegenüber, dann nahm Fred Ilse in den Arm. Als sie sich voneinander lösten, strich er ihr mit dem Zeigefinger leicht über die Wange. »Billy, wir müssen reden.«
Ilse schluckte, nickte dann. […]
»Nicht hier und jetzt, Fred. Wir müssen zur Arbeit.« Und mit flehendem Unterton: »Und bitte nicht daheim.«
»Nein, bloß das nicht.« Er überlegte kurz. »Weißt du was? Ich hole dich um achtzehn Uhr am Büro ab. Dann gehen wir zum ›Maffenbeier‹. Wir essen, trinken und reden.«
Ilse lächelte zaghaft. »Gute Idee. Das machen wir.«
Fred nahm sie noch einmal kurz in den Arm, küsste sie erleichtert und spurtete leichtfüßig los. […]
Als sich Fred und Ilse später beschwingt auf den Heimweg machten, waren sie sich darin einig, fortan zusammenzuhalten und nicht mehr zu streiten. Fred versprach, Ilse nun öfter mitzunehmen, und Ilse zeigte Verständnis, dass er es in der Enge daheim nicht gut aushielt. Mit etwas gutem Willen würden sie es schaffen! […]

Ob die Liebe siegt, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Aber man kann es jederzeit nachlesen in „Sei tapfer im Leben. Die Spuren der Kriegskinder“.

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